Wald bewirtschaften – einmal anders bitte

„Über die Schotterstraßen, die als Hauptverkehrsverbindung zwischen den Ortschaften Südsloweniens durch den Wald führen, donnern zwar immer wieder große Lastwagen, schwer beladen mit massiven Baumstämmen, dennoch fällt mir kaum ein wirtschaftlich eintöniges Waldstück auf. Fichtenmonokulturen haben hier Seltenheitswert, Rodungen sind seit dem novellierten Forstgesetz von 1993 verboten und Bäume werden gezielt und selektiv entnommen. Rotbuchen, Fichten und in geringerem Ausmaß Tannen – allesamt standortypische Arten – prägen das Bild. Wälder bedecken fast 60 Prozent des Landes, damit ist Slowenien einer der waldreichsten Staaten Europas.“

Die Wälder rings um den Krainer Schneeberg – vieles, nicht alles, wird bewirtschaftet.

Mit diesen Zeilen beginnt das Kapitel „Zu Hause in Mitteleuropa“ , zu finden in unserem Buch „Unter wilden Bären“. Und der Eindruck der slowenischen Wälder – nicht nur im Süden, sondern quer durchs Land – hat mich seither nicht mehr losgelassen. Der meiste Wald ist Nutzwald, aber im Stile einer Dauerwaldbewirtschaftung wird nicht einfach „Tabula rasa“ gemacht, sondern peu à peu Wald entnommen, sodass nie der Eindruck entsteht, dass es sich um einen reinen Wirtschaftswald handelt.

Einzelstammentnahme überwiegt in Slowenien.

Stattliche Buchen und Fichten finden sich neben jungen Bäumchen, im Unterwuchs gedeihen Farne, Moose, Sauerklee oder Waldmeister. In Summe schafft das wieder reichlich Nahrung und Lebensraum für kleine Nager, Insekten, Vögel und auch die großen Vertreter im Tierreich. Bären, Wölfe und zunehmend Luchse streifen durch die slowenischen Wälder.

Auch so kann ein Wirtschaftswald aussehen. Hier im Süden Sloweniens.

Manch einer meint, dass der Dauerwald auch nicht das Wahre ist und angesichts der karstdurchfurchten Landschaft Sloweniens die einzig rentable Wirtschaftsweise sei. Mag sein. Aber wenn ich in einem Fichtenforst stehe, wo sich ein Fichtenstangerl  gequält an das nächste reiht, der Boden kahl dahinvegetiert und kaum ein Fünkchen Sonne Platz hat, dann wünschte ich mir dringlichst einen Dauerwald herbei. Der ist vielleicht auch nicht die optimalste Form der Waldbewirtschaftung, aber eine gewaltige Steigerungsstufe zum Fichtenacker!

Fichtenstangen stehen in einem Forst dicht an dicht. – Das hat mit einem natürlichen Wald nichts zu tun.

Wir werden in Europa in absehbarer Zeit keinen Urwald zurück bekommen, aber wir können daran mitwirken, Wälder zu fördern, die mehr sind als reine Holzproduzenten. Es wird Zeit die Holzwirtschaft umzustellen, auch dort wo die Fichte noch der Hauptbrotbaum ist, nicht nur, weil uns das wärmer werdende Klima dazu zusehends zwingt, sondern weil wir wieder richtige Wälder, statt verarmter Forste brauchen!

Statt gegen die Natur sollten wir wieder lernen, mit der Natur zu wirtschaften!

Text und Fotos: Christine Sonvilla